Das Leipziger Führungsmodell

Orientierung für Führung

Was macht gute Führung aus? Woran kann ich mich ausrichten? Führungsfragen unserer Zeit sind vor allem Orientierungsfragen: für die Gesellschaft, für Unternehmen und für jede Führungskraft selbst. Das wichtigste Werkzeug ist die eigene Persönlichkeit. Gute Führung durch gute innere Arbeit.

Das Leipziger Führungsmodell hilft, in komplexen Situationen die richtigen Fragen zu stellen. Orientierungswissen als Grundlage des Handelns wird dabei in den Vordergrund gerückt. Gute Führung ist situationsspezifisch. Statt Rezeptwissen ist die Fähigkeit gefragt, sich immer wieder neu zu orientieren und pragmatische Lösungen zu finden, die sich an Werten ausrichten – wir nennen es Führungsorientierung.

Grand Challenges in der Führungsarbeit

In der Führung sind wir zunehmend mit der Sensibilität gegenüber Kontexten, Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltbarkeit und mit Veränderungsdynamiken konfrontiert. Das Leipziger Führungsmodell verknüpft betriebliche Führungsaufgaben mit gesellschaftlichen Problemstellungen und rückt die Grand Challenges (große Herausforderungen) unserer Zeit ins Blickfeld der Führungsarbeit. Solche Grand Challenges erfordern gemeinsame Anstrengungen, weil sie von keinem Akteur allein bewältigt werden können. Problemlösungen erfordern ein sektorenübergreifendes Denken und Handeln.

In einer grundsätzlich nicht überschaubaren Welt kommt es darauf an, kalkulierbare Wirkungen zu erzielen und unbeabsichtigte Effekte zu vermeiden. Was tragen wir zum Schutz des Weltklimas, zur Bewältigung des demographischen Wandels oder zum verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz bei? Wo übernehmen wir uns? Was ist unbedingt zu tun? Transformationsprozesse in Unternehmen und Organisationen werden so als Teil gesellschaftlicher (sozial-ökologischer) Transformation betrachtet. Unternehmen als produktive soziale Systeme sind nicht nur Marktmacher, sondern gesellschaftliche Mitgestalter und damit Gesellschaftsmacher.

Grundidee

Die Grundidee des Leipziger Führungsmodells ist: Gute Führung bemisst sich daran, inwieweit es gelingt, das eigene Geschäftsmodell mit einer übergeordneten Zielausrichtung (Purpose) zu verbinden, diese unternehmerisch, effektiv und verantwortungsvoll zu verfolgen und damit einen Wertbeitrag für das große Ganze (Gemeinwohl) zu leisten, von dem die Beitragenden, das Unternehmen sowie die Gesellschaft selbst profitieren. Angesichts der großen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet dies, die umfassenderen Effekte und Wirkungen unternehmerischen Handelns als Teil der Führungsarbeit anzuerkennen.

Entwicklungsgeschichte

Der Diskussionsprozess um ein eigenes Führungsmodell setzte unmittelbar nach der Wiederaufnahme des Lehrbetriebes an der Handelshochschule Leipzig (HHL) 1996 ein. Dabei wurde zunächst der Integration von Führung und Management eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um ein ganzheitliches Verständnis für die Planung, Gestaltung, Durchführung und Kontrolle von betriebswirtschaftlichen Prozessen zu stärken. Die im Zuge der Finanzkrise ab 2008 intensivierte Kritik an der ökonomistischen Ausrichtung vieler Business Schools wurde als Herausforderung gesehen, das eigene Verständnis dieses ganzheitlichen Ansatzes in einem Führungsmodell zu formulieren und sich damit auch in der gesellschaftspolitischen Diskussion klar zu positionieren. Dazu wurde seit 2011 ein intensiver Theorie-Praxis-Dialog geführt. Im Ergebnis wurde 2017 die erste Modellversion in Buchform veröffentlicht. 2022 wurde der Öffentlichkeit ein erweitertes Modell vorgestellt, welches unter dem Eindruck zunehmender Krisensituationen entstanden ist.

Publikationen zum Leipziger Führungsmodell

    Dimensionen für Führungsfragen

    Führungsorientierung geben in komplexen Entscheidungssituationen vier Fragen:

    • Verfolgen wir ein übergeordnetes Ziel? (Purpose)
    • Denken und handeln wir unternehmerisch? (Unternehmergeist)
    • Ist unser Handeln legitim? (Verantwortung)
    • Sind wir effektiv? (Effektivität)

    Die Antworten auf diese Fragen sind im unternehmerischen Alltag oft weder einfach noch widerspruchsfrei. Eine Entscheidung kann zwar unternehmerisch sinnvoll, aber gesellschaftlich unverantwortlich sein. Daraus entstehende Zielkonflikte werden im Leipziger Führungsmodell als eine Quelle der Veränderung und Neuerung verstanden.

    Purpose

    Die Führungsorientierung Purpose fragt nach dem Warum und Wozu einer Strategie, eines Produkts, einer Dienstleistung oder einer konkreten Arbeitsaufgabe. Es geht nicht nur um das Ziel, sondern auch um den Zweck der unternehmerischen Aktivität – letztlich um die Legitimation eines Geschäftsmodells, eines ganzen Unternehmens und letztlich der marktwirtschaftlichen Grundordnung insgesamt.

      Unternehmergeist

      Die Führungsorientierung Unternehmergeist fragt nach der Erneuerungsfähigkeit von Mensch, Organisation und Gesellschaft. Es geht um die Handlungs-, Gestaltungs- und Innovationsfähigkeit als Schlüssel jeder Entwicklung in Start-ups, aber auch in etablierten privaten wie öffentliche Unternehmen.

        Verantwortung

        Die Führungsorientierung Verantwortung fragt nach den Randbedingungen bei der Verfolgung eines Purpose. Es geht um die Vermeidung von Schaden und berechtigte Erwartungen anderer. Das Machbare und Wünschbare ist nicht immer das Verantwortbare. In anderen Worten: Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

          Effektivität

          Die Führungsorientierung Effektivität fragt danach, wie ein Purpose realisiert werden kann. Es geht um den fachlich richtigen Weg und die dafür eingesetzten Mittel, um mit knappen Ressourcen im Wettbewerb ein definiertes Ziel zu erreichen. Effektivität übersetzt verantwortliche und unternehmerische Entscheidungen in zielgerichtete Strategien, Strukturen und Prozesse.

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            Lehre

            Was bedeutet eigentlich „Purpose“? Woran erkennt man eine gute Führungskraft? Wo stehe ich selbst? Die Auseinandersetzung mit dem Leipziger Führungsmodell ist expliziter Bestandteil der Welcome Weeks gleich zu Beginn des Studiums an der HHL. Alle Studierenden lernen den Ansatz des Führungsmodells kennen und setzen ihn in Beziehung zu anderen Modellen der Führungsforschung. Neben der Wissensvermittlung ist die kritische Reflexion und kreative Aneignung wichtig. Hierfür wurde mit dem Leipzig Leadership Profile ein spezielles psychometrisches Verfahren entwickelt, um die persönliche Ausgangssituation zu ermitteln.

            Im Fortgang des Studiums wird dann in allen Lehrveranstaltungen darauf Bezug genommen, sodass das Führungsmodell als Kompass dient, in unterschiedlichen Wissensgebieten immer wieder den Alltagsbezug zur konkreten Führungsarbeit herzustellen. Dies fordert auch die Lehrenden, stets aufs Neue die Relevanz wissenschaftlichen Wissens für die Bewältigung von komplexen Führungssituationen zu herauszuarbeiten. Das Ziel dieser Neuausrichtung der Lehre ist es insgesamt, das Leipziger Führungsmodell zum integralen Bestandteil der Diskussion um „gute Führung“ an der HHL zu machen.

            Seminar zum Leipziger Führungsmodell

            Der Kurs bietet sowohl einen fundierten Überblick über Struktur und Dimensionen des Leipziger Führungsmodells als auch Raum für die umfassende Diskussion inhärenter Spannungen und Potentiale. Welche (neuen) Inhalte vermittelt das Modell vor dem Hintergrund früherer Denkmodelle der Leadership-Forschung und -Praxis? Was ist seine innere Logik? Warum stellt das LFM den „Wertbeitrag“ für das Individuum, die Organisation und die Gesellschaft in den Vordergrund? Die Studierenden werden ermutigt, den eigenen Führungsstil zu hinterfragen, persönliche Führungskompetenzen zu erkennen und ein lebendiges Bild ihrer zukünftigen Führungsrolle zu entwickeln. Mit Blick auf die Leitfragen Warum? (Purpose), Was? (Effektivität?) und Wie? (Unternehmergeist) vermittelt der Kurs Führungswissen auf dem aktuellsten Stand und eine Grundlage zur Erweiterung wichtiger Führungskompetenzen in der modernen Unternehmens- und Arbeitswelt.

            Im Rahmen eines Kurses hatten die Studierenden die Möglichkeit, sich in kleinen Gruppen dem Leipziger Führungsmodell anzunähern und produzierten dazu die folgenden Videos. Eine Jury aus Mitgliedern von allen Lehrstühlen, die an der Entwicklung des Leipziger Führungsmodells beteiligt waren, prämierte die Beiträge.

            Leipzig Leadership Model
            (Philipp Radomski, Tim Rauch, Lukas Rohsiepe, Maximilian Rudolph, Daniel Kanaan)

            What makes a good leader
            (Thanh Nguyen, Luis Schaal, Frederick Schiffmann, Benedikt Tostmann)

              Publikationen

              Das Leipziger Führungsmodell wurde in einer Monographie, “Das Leipziger Führungsmodell” von den HHL Autor:innen umfassend vorgestellt. Die dritte Auflage (in deutscher Sprache) erschien 2019. Die zweite Auflage (2017) wurde in Deutsch und Englisch herausgegeben.

              Im Oktober 2022 stellte das Kernteam des Leipziger Führungsmodells einen neuen Sammelband zusammen: “Führen in der Krise: Herausforderungen an das Leipziger Führungsmodell”. Am Beispiel der COVID-19-Krise denken Professor:innen der HHL darüber nach, was dies für ihr Fachgebiet bedeutet und geben Empfehlungen ab. Gemeinsamer Bezugsrahmen ist das Leipziger Führungsmodell mit den Handlungsfeldern Purpose, Unternehmergeist, Verantwortung und Effektivität. Im Ergebnis plädieren sie dafür, die großen Herausforderungen unserer Zeit (Grand Challenges) sowie die Effekte und Wirkungen unternehmerischen Handelns im gesellschaftlichen Umfeld gezielt(er) in den Blick zunehmen. Kurz: Gute Führung in der Krise bedeutet, zur Bewältigung von Grand Challenges beizutragen. Die Liste ist lang: Klimakrise, Geopolitik, Gleichheit…

              Monographie "Das Leipziger Führungsmodell", 3. Aufl. (2019)

              Kirchgeorg, Manfred; Meynhardt, Timo; Pinkwart, Andreas; Suchanek, Andreas; Zülch, Henning:
              Das Leipziger Führungsmodell: führen und beitragen
              3., verbesserte Auflage. Leipzig: HHL gGmbH, HHL Academic Press, 2019.
              ISBN 978-3-9818509-5-6
              ISBN 978-3-9818509-6-3 (EPUB)

              Der Titel ist im Buchhandel erhältlich : Paperback: EUR 22,90 / E-Book: EUR 14,99, z.B. als Kindle Edition, im epub-Format auf ebook.de

                Englische Ausgabe (2. Auflage 2017)

                Kirchgeorg, Manfred; Meynhardt, Timo; Pinkwart, Andreas; Suchanek, Andreas; Zülch, Henning:
                Das Leipziger Führungsmodell: the Leipzig Leadership Model
                2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig: HHL gGmbH, HHL Academic Press, 2017.
                ISBN 978-3-9818509-2-5
                ISBN 978-3-9818509-3-2 (EPUB)

                Die 2. Auflage des Leipziger Führungsmodells erschien zweisprachig (Englisch/Deutsch). Diese Ausgabe kann ebenfalls noch im Buchhandel erworben werden:
                Paperback EUR 34,90 / als E-Book, z.B. als Kindle Edition, oder im epub-Format auf ebook.de für EUR 19,99.

                  Sammelband "Führen in der Krise" (2022)

                  Meynhardt, Timo; Kirchgeorg, Manfred; Pinkwart, Andreas; Suchanek, Andreas; Zuelch, Henning (Hrsg.)
                  Führen in der Krise: Herausforderungen an das Leipziger Führungsmodell
                  Leipzig: HHL gemeinnützige GmbH, HHL Academic Press, 2022. 181 S.
                  ISBN 978-3-9818509-8-7
                  ISBN 978-3-9818509-9-4 (EPUB)

                  Der Titel ist im Buchhandel erhältlich: Paperback: EUR 24,90 / E-Book: EUR 14,99, z.B. als Kindle Edition, im epub-Format auf ebook.de